Auf Korsika existiert eine ganz eigene
Sprache in der einige Begriffe wie auch Maßeinheiten
eine teilweise irreführende Bedeutung besitzen. Ein
Schild mit der Beschriftung "
Camping 600m a gauche"
weist z.B. auf einen Campingplatz in 1.5km Entfernung auf der
rechten
Straßenseite hin (
Porto). Im Kilometerabstand
wiederholte Hinweise auf einen Campingplatz mit "
Douches
chaudes" in 10,9,8,...,1km weisen dagegen
tatsächlich auf einen Campingplatz in entsprechender
Entfernung hin, aus dessen erst nach 18Uhr geöffneten
"heißen" Duschen allerdings nur ein winziges Rinnsal
eiskalten Wasser triefelt (
Corte). Dass auf Korsika oft
und gerne auf alle möglichen Schilder geschossen wird
kann da eigentlich nicht mehr verwundern.
Wanderwege sind auch markiert - wenn auch nicht überall
derart ausführlich wie hier:
Auch die "
Desert des Agriates" hat zwar durchaus einige
Steine, ist für eine "Wüste" aber doch recht
grün. Wüstentypisch ist allerdings, dass man den
einzigen Schatten weit und breit selbst produziert.
Fassen wir also mal zusammen:
Korsisch:
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Deutsch:
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1m
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2.5m
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1km (= 400m)
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1km
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gauche
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rechts
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chaude
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eiskalt
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Desert
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Wüste
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Die Viecher (Schweine, Ziegen, Schafe, Kühe, ...)
latschen auf Korsika übrigens alle frei und scheinbar
vorzugsweise auch auf den Straßen herum. Die Schweine
können dabei auch mal etwas zudringlich werden...
Des Weiteren kann man vermerken, dass es relativ viel Wasser
gibt. Auch an den Straßen findet man oft Quellen, an
denen man "nachtanken" kann. Manchmal hat das Wasser aber
komische Farben...
Noch ein paar Empfehlungen:
Östlich von
Calvi nehme man die Hinterlandstrecke
(über
Belgodere): Einmal rauf dann ziemlich
steigungsneutral und wieder runter; allemal sehenswerter als
die "Küstenstraße" - von der aus man eh kaum Küste
sieht.
Südlich von
Calvi wird's richtig nett, nur eine
brennende Müllkippe vernebelt kurzzeitig noch den
Ausblick auf Meer und Küste.
Empfehlenswert auch die Strecke
Porto - Corte: Erst
für das körperliche Wohl 1477 Höhenmeter (
Col
de Vergio), die recht gleichmäßig auf 34km
verteilt sind (<4%), dann für die Seele eine
Schluchtdurchfahrt (
Scale di St. Regina) die man
gesehen haben sollte.
Die
Ostküste (
Bonifacio - Bastia) und
korsische Pizzen sind dagegen größtenteils zu
meiden.
In St. Jean Pied-de-Port
bezahlt auf dem Campingplatz nur die Hälfte wer behauptet
sich auf einer religiös motivierten Wanderung zu befinden
(die Benutzung von Fahrrädern scheint dem
Wanderungsgedanken nicht grundsätzlich entgegenzustehen).
Das Lourdes-Erlebnis
(einziges Mal Sonne) hatte bei mir dann aber doch nicht
ausreichend religiöse Anwandlungen freigesetzt...
Wenn man auf einer Passabfahrt im Nebel von einem
entgegenkommenden Radfahrer mit den Worten "DES CHEVAUX !"
begrüßt wird, dann könnte das als Hinweis auf die
Gäule gemeint sein die sich mitten auf der Fahrbahn
fleetzen.
Wenn man Pech hat fährt man über mehrere
"Tour-Klassiker" (Col d'Aubisque, Col d'Aspin, Col du
Tourmalet) und sieht ab halber Höhe immer nur
dieselbe verdammte Wolke von innen (zum Glück aber nie
dasselbe Pferd an zwei Pässen)
Zweiter Anlauf, um die Pyrenäen
auch mal bei Sonnenlicht zu sehen...
Hauptstadt der Fluppenschnorrer:
Durchschnittliche Anhaurate liegt bei 4x/km (wenn zu Fuß
unterwegs).
Bei Sonne machen die "Berje" mehr
Spaß (verglichen mit der Reise Pyrenäen I - siehe oben).
In den östlichen Pyrenäen hat man die Wahl zwischen
Straßen die in den Michelin-Karten als große
"rote" und solchen die als (sehr) kleine "weiße" Straßen
verzeichnet sind, d.h. entweder man radelt praktisch auf 'ner
Autobahn oder man hat Schwierigkeiten unterwegs was zu Essen
zu kriegen. Nur Stuttgarter kennen nicht rote und
zivilisationsnahe Schleichwege. Ohne diese muss man den Port
de Pelheres (2000m) ohne Abendessen und ohne richtiges
Frühstück erklimmen.
Den (gefühlten) Übergang zwischen östlichen und
westlichen Pyrenäen bildet der sehr empfehlenswerte Col
du Port: mit nur 1200m gut zum eingewöhnen
(komplett unnötig nach dem Port de Pelheres), nach oben
immer flacher werdend (recht angenehm - besonders nach den
Port de Pelheres), eine hervorragende Sicht gen Osten bietend
und (im groben Unterschied z.B. zum Port de Pelheres) ziemlich
gerade wieder runter gehend. In den westlicheren Pyrenäen
gibt es auch "gelbe" Straßen, weshalb man keine Stuttgarter
mehr braucht - sie aber seltsamer Weise trotzdem wiedertrifft.
Eine furchtbare Seuche zwingt in der Gegend jeden seinen
Drahtesel den Tourmalet
hochzutreiben. Oben weiß man dann nicht wo man seinen
eigenen noch anbinden soll.
Als ich in Oloron in
einem Fahrradgeschäft nach dem Weg frage, fängt der
freundliche Verkäufer an auf seinem Computer rumzuhacken.
Was ich dann zu sehen kriege ist eine automatische
Französisch-Deutsch-Übersetzung der Wegbeschreibung.
Am nächsten "Feuer"
soll ich rechts abbiegen steht da - aha! Die
Assoziations-Synapsen sind schon ziemlich eingeschnappt - aber
zum Glück steht der Original-Text noch drunter. Bei "feu" klickerts dann
doch noch: das heißt nicht nur Feuer sondern auch Ampel.
Zum Abschluss der Bergetappen dann nochmal nach St. Jean
Pied-de-Port, wo ich diesmal ohne ein Glaubensbekenntnis
(vgl. Pyrenäen I) ablegen zu müssen unschlagbare
3,75 Euro für den Campingplatz bezahlt habe (etwa die
Hälfte des zweitbilligsten Platzes) - muss wohl diesmal
einen unzweifelhaften (wenn auch falschen) Eindruck
hinterlassen haben...
Oh lala da verwöhnen einen die
französischen Verkehrsplaner aber mit ganz was Feinem:
Radwege, zweispurig (gestrichelte Mittellinie) und mit
"Rechts-einordnen-Pfeilen" vor Engstellen. Das ganze über
und über mit Verkehrszeichen verziert - leider immer den
"falschen", wie "STOP" oder "Vorfahrt gewähren"
und dass vor jedem verdammten Feldweg und jeder
(Campingplatz-) Ausfahrt - oft garniert mit Poller-Schikanen,
an denen man mit Packtaschen prima hängenbleiben kann.
Wer sich da beschwert, weiß noch nicht wie's weitergeht:
zwischen Lacanau-Ocean und Hourtin-Plage
verjüngt sich die "Route cyclable" nach und nach
auf filigrane 40cm Breite. Der Aufgabe dieses zierliche
Gebilde noch weiter zu verjüngen haben sich schon schwere
Holzerntemaschinen erfolgreich angenommen. Das Unheil verbirgt
sich jedoch neckisch unter einer Schicht feinsten Zuckersands.
Wobei das eigentliche Unheil dann darin besteht, dass sich
unter dem Sand teilweise garnix mehr verbirgt (außer weiterem
Sand). Das heißt dann ab über'n Lenker... Aber
Schläge auf den Hinterkopf sollen ja das
Denkvermögen steigern - und richtig da war doch was auf
der Karte: nämlich eine parallele "Route interdit"
einen km nördlich. Selbstredend zum großen Teil nagelneu
asphaltiert und sagenhaft breit.
Als Belohnung für die Strapazen gibt's außerdem den
Ausblick auf den Atlantik und Sandwichs, Crepes, etc.
La Rochelle - Angoleme
(120km):
Nach Auskunft eines holländischen Rechengenies
beträgt die Distanz zwischen La Rochelle und Angoleme
180km. Woher der Mann nur wusste, dass ich aufgrund extremen
Gegenwinds erst freiwillig einen Umweg fahre, dann extrem
unfreiwillig eine riesen Umleitung nehme, um schließlich in Angoleme
festzustellen, dass der dortige Campingplatz extrem das
Existieren aufgegeben hat und ich also wieder 20km zurück
fahren muss? - ein Rätsel. Jedenfalls standen nach dieser
Odyssee tatsäclich 180km auf dem Tacho. Warum mich am
nächsten Morgen (schon) wieder in Angoleme jemand
mit großen Augen anglotzt und dann gerade als ich mich auf's
Bike schwinge und losfahre "Hallo" (nicht etwa "salut" oder
"bonjour") sagt? - noch so'n Rätsel.
Limoges bringt die Erkenntnis, dass ich offensichtlich
schon zu lange im Urlaub bin: jetzt fallen mir schon
kahlköpfige Frauen auf, die im Gegensatz zu ihren großen
hässlichen Kampftölen Halsbänder tragen. Na zum
Glück geht's jetzt - zwecks umgehender Resozialisierung
zurück nach Berlin (aber vorher noch rasch nach Paris).
Die beharrliche Abwesenheit
einigermassen klarer Verkehrsregeln scheint einen
überraschend positiven Einfluss auf die
Verkehrssicherheit zu haben: nackte Angst macht halt
aufmerksam. Zweite Überraschung: alles ziemlich gut
ausgeschildert (aber nur in der Innenstadt wie mir glaubhaft
versichert wurde).
Wer La Defense besucht sollte sich den 400m langen
Holzsteg hinter La Grande Arche (dem "Haus mit dem
Loch") nicht entgehen lassen. Dieser führt
über zwei Friedhöfe hinweg und endet im Nichts.
Warum das offensichtlich auf einige einen so irrsinnig
romantischen Einfluss ausübt hat sich mir aber nicht so
ganz erschlossen... (eine tragische Verwechslung mit der Pont
de Arts?)
Friesisch herb? Nö, das ist die Auvergne, wo die
Straße - recht typisch - auf um die 1000
Höhenmeter verläuft. Die in dieser
Auflösung nur ganz schwach erkennbaren kleinen
weißen Punkte weiter hinten sind dementsprechend
auch gar keine Schafe und in echt auch keine kleinen
weißen Punkte sondern recht ansehnliche Rindviecher.
Trotz der Vorliebe der Straßen für große
Höhen geht's hin und wieder runter aber danach meist
schnell auch wieder rauf. Da bekommt man schonmal Hunger -
und sieht die seltsamsten Sachen... (auch weil man in der
Gegend versorgungstechnisch manchmal leichte Defizite
beklagen möchte)
Puh - geschafft... hier hatte ich Angst dass etwas anderes
Hunger haben könnte. Auch wenn mir versichert wurde der
T-Rex hinter mir (auf dem Bild leider nicht zu sehen) wolle
doch nur spielen...
Hier ein Panorama-Blick auf halbem
Rückweg vom Mont Aigoual (1567m) zur Causse Mejean. Mit dem im Frühsommer
besonders präsenten gelben Ginster. Der Mont Aigoual ist übrigens der
feuchteste Ort in ganz Frankreich (da hatten wir wohl Glück)
In dem Gebiet gibt es sehr viele, sehr kleine und äußerst verkehrsarme Straßen, was das Fahren ausgesprochen angenehm macht (zumindest
im Frühsommer war das so). Viele Straßen sind trotz ihrer Kleinheit in gutem Zustand, manche aber auch etwas
holprig. Zwischen Le Rozier und Les Vignes hatten wird das Glück, dass a) eine Komplettsperrung wegen Bauarbeiten bestand und
wir b) als Radfahrer trotzdem durch durften und so (fast) ganz alleine dort unterwegs waren.
Die Sekrete von Dominique (welche möchte man wahrscheinlich gar nicht so genau wissen)
sind also Produkte des Terrors! Und dieses Teufelszeuchs kann man hier einfach so in Flaschen
abgefüllt kaufen - skandalös!
(BTW: an meinem Französisch arbeite ich noch...)
Neben Dominique haben besonders auch steilere Hänge kleine Überraschungen parat: dort liegen öfter mal
Steine auf der Straße - in Abfahrten ist also etwas Vorsicht geboten! Daher haben wir für die Abfahrten
von der Causse Mejean lieber die größeren Straßen gewählt, wo das weniger häufig der Fall ist...
Die Camargue war nur ein Fluchtrevier vor allzu schlechtem Wetter. Plan hat funktioniert: Wetter war
erheblich besser; nur sehr windig war's: in die eine Richtung mit vollem Einsatz 20km/h in die andere
dann mit dem Finger in der Nase 45km/h...
Es gibt auch hier einige kleine
(zumindest im Frühsommer) verkehrsarme Sträßchen. In 2-3 Tagen hat man allerdings dass
meiste gesehen.
Die berühmten (Halb-)Wildpferde stehen meist in Reih und Glied hinter Zäunen.
Die Flamingos sind dagegen echt "wild" (wenn sie nicht gerade den Trick mit dem einbeinigen Pennen vorführen,
wie hier der Kollege links)
Nach der Auvergne nun weiter in den
Süden...
So sieht das zwischen
Cannes
und
St. Raphael aus
- d.h. rote Felsen sind extrem angesagt (ich habe leider nicht
überprüft ob die Farbe in den örtlichen
Baumärkten überhaupt noch erhältlich ist). In
der Gegend sind auch extrem viele Rennradfahrer unterwegs -
nicht alle sind rundum begeistert von einem "Packesel"
verfolgt zu werden.
Weiter westlich bei
Le
Lavandou ist eher das Hinterland empfehlenswert -
insbesondere die oben gezeigte Strecke zum
Col de Babaou. Die
Straße ist sehr schmal und vielen Autofahrern (von denen
es dann dort aber doch insgesamt nicht viele gibt) fehlt das
Gefühl dafür wo die rechte Seite ihres Fahrzeugs
ist. Deshalb halten sie sich gerne mittig auf der Fahrbahn
auf. Damit sie sich nicht den kostbaren Rückspiegel
abfetzen, während sie alle Entgegenkommenden in den
Graben jagen, haben sie diesen angeklappt. Vorsicht vor diesen
Schlaubies ist besonders bei der Abfahrt geboten...
Auch rot ist es wenn es gerade mal wieder brennt. Dann kommen
diese Löschflugzeuge zum Einsatz, stürzen sich in
ein größeres Gewässer (zB. das Meer),
füllen dabei ihre Wassertanks, starten durch und werfen
das Wasser schließlich über dem Brandherd wieder
ab. Das ist gut - angesengt zu werden wäre
schließlich ärgerlich...
Auch ärgerlich ist, dass früher viele Straßen
dort nach folgender Methode gebaut wurden: ultraweichen Teer
auswalzen, Steinchen draufkrümeln und hoffen, dass sich
der Mist festfährt (tut er aber lange nicht). Nach
wenigen km hat man den ganzen Rahmen und die Beine voll mit
dem Zeuchs (evtl. liegt hier der wahre Grund warum sich
Profi-Radfahrer die Beine rasieren). Super auch dass solche
Beläge in Gefälle-Kurven Falten werfen...
Irgendwann hat man dann einen halbwegs festen aber super
rauhen und unebenen Belag. Zum Glück scheinen diese
Straßenbeläge inzwischen weitgehend verschwunden zu
sein.
Ebenfalls weitgehend verschwunden oder von mir diesmal
übersehen sind viele Lavendelfelder. Diese
kündig(t)en sich üblicher Weise in drei Stufen
an:
1. olfaktorisch, 2. akustisch (lautes Brummen), 3.
visuell.
Ab Phase 2. Mund schließen und Brille auf, denn das Brummen
stammt von Insekten - und zwar vielen.
Hier das westliche Ende der
Gorges
Du Verdon - mit (ziemlich beschränktem) Blick
auf den
Lac de Ste. Croix.
Wer sich entschließt den Canyon zu umrunden hat ziemlich
genau zwei Möglichkeiten:
- im Uhrzeigersinn
- andersrum
Wer Höhenangst hat und erstere Variante wählt sollte
sich im klaren sein was er/sie tut (es geht dann nämlich
immer direkt am Abgrund lang...)